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Geplant war es an diesem Tag mit meiner Frau nach Cranzahl zu fahren & die Weihnachtsrundfahrt im Erzgebirge anzuschauen. Bei meinen Eltern Abend zu essen und dann wieder nach Hause zu fahren. 2 Tage vorher kam ich auf die Idee: man könnte ja auch einfach Laufen!? Meiner schwangeren Frau wollte ich das jetzt nicht unbedingt zumuten im Tiefschnee die 28km zu laufen. Darum fragte ich kurzer Hand meinen Bruder. Das Ziel war klar. Wir wollten ca. gegen 18:00 in Cranzahl sein. Also habe ich auf Komoot, die erstbeste Wanderapp die mir der Appstore ausgespuckt hat, eine Tour geplant. 27,8km, 810 Höhenmeter, ca. 7 Stunden. Das sah doch plausibel aus.
Dann ging die Reise am nächsten Tag 11:00 los. Die ersten 4km kamen mir bekannt vor, hier im Bärengrund waren wir schon öfters spazieren gewesen. Aber das es dann nach den Reichenbachstollen noch weiter in den Wald ging war mir neu. Ab da ging es erstmal nur bergauf, höher immer höher und noch höher bis wir endlich auf dem Balkon des Erzgebirges angekommen waren: Bernsbach. Hier erholten wir uns kurz um was zu trinken und einen kleinen Snack zu uns zunehmen. Schlimmer Fehler es waren -5 grad und es dauerte erstmal wieder 30 Minuten um ein bisschen warm zu werden. Als wir am Spiegelwald vorbei waren mussten wir ja irgendwie Richtung Elterlein kommen. Die Autostrecke kannte ich ja, doch zu Fuß? Aber Komoot hatte die passende Strecke für uns parat. In einem Interview hatte ich mal gelesen: Komoot sucht dir nicht die schnellste Strecke, aber dafür die schönste. Ja Recht hatten sie. Manchmal etwas Abenteuerlich, aber das wollten wir ja. Nachdem wir in Waschleithe am Tierpark vorbei gelaufen waren, sind wir 5km über ein Feld gelaufen. Es hat fürchterlich geweht, aber da mussten wir durch.
In Schwarzbach angekommen war es erstmal wieder etwas Stiller geworden und wir tranken eine Trinkmahlzeit, diesmal im Laufen. Auf der anderen Seite von Schwarzbach hatten wir dann in der Ferne 2 Rehe beobachten können, sie sind von der Lichtung in den Wald gerannt in den wir auch hinein liefen. Leider haben wir sie nicht nochmal gesehen. Als wir aus dem Wald heraus kamen, türmte sich vor uns ein vertrauter Anblick: der Scheibenberg. Sprich, nicht mehr lang und wir sind bald da! Als wir aber die Uhrzeit mit der restlichen Strecke verglichen ist uns aufgefallen, dass ist nicht der direkteste Weg. Aber wir liefen wie es geplant war. Einen großen Bogen um Scheibenberg herum, um auf der anderen Seite von Scheibenberg rauszukommen. Und wieder ging es 3km über das offene Feld bis wir an einem kleinen Wald ankamen. Langsam fing es an zu Dämmern und wir sahen in einem Meer aus Weihnachtsbeleuchtung - Crottendorf! Ab hier kannte ich den Weg, man kommt fast direkt bei meinen Eltern raus.
Je näher wir Richtung Cranzahl kamen, umso gewaltiger wurden die Gefühle. Alles kam mir vertrauter vor, bin ich gerade wirklich 25km GELAUFEN? in 5,5h? Bei -5 Grad im Tiefschnee?
Wozu ist der Körper fähig wenn er nur seine Ziele vor Augen hat? Soviel Zeit hatte ich noch nie damit verbracht über alles mögliche nachzudenken. Das Laufen wurde immer mehr zur Nebensächlichkeit und mir sind immer neue Dinge eingefallen über die man noch philosophieren kann. Natürlich kam auch quatsch dabei raus, weil wir langsam aber sicher echt kaputt waren. Kaputt ohne es wirklich zu merken. Das Ziel war ja zum greifen nahe. Die letzten 3 km durch den Wald schaffen wir noch! Als Belohnung gab es ja immerhin frische Klamotten, einen saftigen Burger aus dem Steakhouse in Cranzahl und noch ein schönen Abend mit Lichterfahrt.
Zum Schluss kann ich nur sagen, das haben wir uns verdient! Der Mensch ist zu soviel mehr fähig, wenn er nur den richtigen Anreiz bekommt. Das war der Startschuss für meine Begeisterung zum Wandern.